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Mein Name ist Fremdvonhier

Eine Reise durch Zugehörigkeit und Wurzeln

Fidan Aghayeva-Edler | Klavier

Javid Amiraslan

Eine Reise durch Zugehörigkeit und Wurzeln

Was bedeutet es, dazuzugehören? Was heißt es, fremd zu sein – oder vielleicht beides zugleich? Das Konzertprogramm »Mein Name ist Fremdvonhier« nimmt das Publikum mit auf eine musikalische und persönliche Reise durch Fragen von Identität, Herkunft und Zugehörigkeit. Im Mittelpunkt stehen fünf Uraufführungen von Misha Cvijović, Eli Simić-Prošić, Rachel C. Walker, Sarvenaz Safari und Clare Loveday, die eigens für dieses Projekt entstanden sind. Die Werke erzählen von den Lebenswegen der Komponistinnen, von Migration, Mehrsprachigkeit, kultureller Pluralität und der Suche nach einem Zuhause.

Im Rahmen von Mein Name ist Fremdvonhier wird es zwischen einigen Stücken heute Abend eine Art „Verbindungsmaterie“ geben, die einen Übergang von einem Stück zum anderen schaffen, ohne die üblichen Trennlinien zwischen Anfang und Ende.

Programm

Ursula Mamlok 2000 Notes (2000)
Charlotte Seither Red Roots (2022)
Rachel C. Walker Klavierstück IV (2025) UA
Misha Cvijović ĆEIF (2025) UA
Clare Loveday Meeting Point (2025) UA
Helen Grime 10 Miniatures (2009)
Hannah Kendall Processional (2018)
Sarvenaz Safari Password (2025) UA
Eli Simić-Prošić Mein Name ist Fremdvonhier (2025) UA

Besetzung

Fidan Aghayeva-Edler | Klavier

Werkeinführungen

Ursula Mamlok: 2000 Notes (2000)

Charlotte Seither: Red Roots (2022)

Ausgehend von einer kleinen, unveröffentlichten Skizze von Beethoven steht in Red roots das Verlassen des Ausgangspunkts im Fokus, das durch den Übergang ins Flügelinnere seine ganz eigenen Fluchtlinien aufgreift. Auch hier legt sich der (vermeintliche) Beethoven (neben dem echten) bisweilen als „erfundene Erinnerung“ dar, die Realität wird vielfältig umspielt, gestreift, über- oder unterschritten. Das Spiel auf den Tasten wird zum Wurzelmaterial einer neuen, ins Flügelinnere gerichteten Entwicklung, aus der sich der Klang im Verlauf des Stückes immer weiter aufspaltet. Ich bin diesen Weg gerne gegangen: Von Beethoven auszugehen, aber nicht mehr zu ihm zurück zu kehren.

Rachel C. Walker: Klavierstück IV (2025) UA

Klavierstück IV ist ein kurzes Werk für präpariertes Klavier, dessen Impuls aus einer Idee für ein präpariertes Yangqin (chinesisches Hackbrett) entstand. Vor allem wollte ich etwas Verspieltes schreiben, als musikalisches Geschenk an Fidan Aghayeva-Edler, die meine Musik auf wunderbare Weise unterstützt.

Misha Cvijović: ĆEIF (2025) UA

ĆEIF ist das Reich der Sorglosigkeit jenseits der Zeit; der Zustand, in dem man vergisst, dass man Kaffee trinkt oder eine Zigarette raucht oder auch nur atmet, weil die Zeit sich von einem Strahl in eine Fläche verwandelt hat; die Italiener kennen ein ähnliches Konzept: Dolce Far Niente. ĆEIF fließt und steht still, ist einzigartig – und ist eine Provokation für alle, diekeinen ĆEIF haben: Schon das Wort, der Buchstabe Ć, wie spricht man den aus? Ć ist nicht č oder c, aber was ist der Unterschied? Man müsste sich Zeit nehmen, um den ĆEIF richtig zu schreiben, man müsste sich Zeit nehmen, um den ĆEIF zu verstehen, zu erleben. Ich mag es, wenn ihr euch Zeit nehmt und spürt, wie die Zeit anders fließen kann, oder einfach nur stehen. Sei einfach so wie du bist. Ich möchte, dass ihr besser versteht, wer ich bin...jer mi je

Clare Loveday: Meeting Point (2025) UA

Zwei scheinbar gegensätzliche Ideen verschmelzen möglicherweise nie zu einer einzigen, können aber einen gemeinsamen Meeting Point finden, an dem jede hörbar wird und die andere ergänzt.

Helen Grime: 10 Miniatures (2009)

In 10 Miniaturen wollte ich die Idee der Transformation von Material auf ungewöhnliche Weise erforschen. Jede Miniatur steht in Verbindung mit ihrer Vorgängerin. Ich habe eine Idee oder eine Reihe von Ideen aufgegriffen – sei es ein Akkord, ein melodisches Fragment oder eine rhythmische Zelle – und sie als Ausgangspunkt für den nächsten Satz verwendet. Jeder Satz hat einen eigenen Titel, von „Zart und flüchtig“ über „Kühn und zeremoniell“ bis hin zu „Dringend und rhythmisch“.

Hannah Kendall: Processional (2018)

Processional ist inspiriert von Norman Lewis’ Kunstwerk (1965) und trägt dessen Namen. Es ist eine abstrakte Darstellung des 1965 Selma to Montgomery March. Lewis vermittelt die Energie des Marsches langsam durch eine Reihe weißer Striche, die die marschierenden Personen innerhalb eines sich erweiternden zentralen Bandes darstellen; wie ein Lichtstrahl, während der Zug an Länge und Größe zunimmt.

Mich faszinierte die schlichte und doch komplexe Schönheit von Lewis’ Werk und seine Fähigkeit, einen so bedeutsamen historischen Moment kraftvoll zu verkörpern. Ich fand es auch passend, dass der Titel auf anhaltendes Marschieren und Protestieren hinweist; Lewis’ Werk ist auch heute noch hochaktuell.

Sarvenaz Safari: Password (2025) UA

Die Idee von „Passieren zu dürfen“ bildet den inhaltlichen Ausgangspunkt der Komposition Password für Klavier solo. Das Phänomen dieses Jahrhunderts – „Passwort“ – repräsentiert einerseits das Banale und Alltägliche und andererseits steht es, symbolisch und historisch gesehen, für verschiedene Gegensatzpaare: etwa das Fremde und Nicht-Fremde oder das Berechtigte und Nicht-Berechtigte. Diverse Kombinationsmöglichkeiten des „Passierens“ nimmt Password als Herausforderung für die klangliche Darstellung dieser Thematik: Wer den richtigen Code kennt, hat das Privileg zum Öffnen.

Eli Simić-Prošić: Mein Name ist Fremdvonhier (2025) UA

Mein Stück untersucht, wie der Akt des Musizierens von den übergeordneten Umständen der Aufführung geprägt wird. Sind diese Umstände – performativ, textuell, theatralisch – der Musik fremd oder gehören sie untrennbar dazu, unsere Wahrnehmung von Klang zu färben und zu formen? Vielleicht ist Musik nur ein zufälliges Ergebnis inmitten all der anderen Aspekte des Lebens. Wer ist überhaupt die Pianistin, die vor Ihnen spielt? Ist sie eine eigenständige Persönlichkeit oder eine Figur, die aus einer größeren Aufführung, unserem Wunsch nach Musik (wieder)geboren wurde? Kann sie der Musik, sich selbst, Ihnen als Publikum fremd sein? Mein Stück verwendet Bezüge zu Tschaikowskys „Die kranke Puppe“ und Tarkowskis „Solaris“, um diese Fragen aufzuwerfen, und verknüpft sie im Verlauf des Programms auf verschiedene Weise, wodurch die übliche Distanz zwischen den Stücken aufgebrochen wird.

BIOGRAPHIEN

Charlotte Seither

Charlotte Seither ist als Komponistin bei internationalen Festivals zu Gast, wie Wien Modern, Gaudeamus Amsterdam, ISCM World Music Days Tongyeong, BBC Proms oder Biennale Venedig. Als erste Deutsche wurde sie mit dem 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb Prager Frühling (1995) ausgezeichnet. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung (2002), und war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Sie ist Mitglied im GEMA-Aufsichtsrat, im Vorstand des Deutschen Komponistenverbands (DKV) und im Präsidium des Deutschen Musikrats (DMR). Daneben wirkt sie als Jurorin und Kuratorin in internationalen Gremien. 2009 erhielt sie das Stipendium für die Deutsche Akademie Villa Massimo in Rom. Weitere Stipendien führten sie in die Cité des Arts Paris, ins Deutsche Studienzentrum Venedig, in die Akademie Schloss Solitude Stuttgart, ins ArtLab Johannesburg und in die Villa Aurora Los Angeles. Für ihr Musikschaffen erhielt sie 2010 den Praetorius Musikpreis des Landes Niedersachsen. Sie ist Preisträgerin des Deutschen Musikautorenpreises der GEMA (2014). Von Kulturstaatsministerin Grütters wurde sie 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Charlotte Seither ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Salzburg (EASA).

Clare Loveday

Clare Loveday ist eine südafrikanische Komponistin zeitgenössischer klassischer Musik. Nach ihrem Bachelor-Abschluss in Musik an der Universität von Witwatersrand arbeitete Loveday zunächst für verschiedene Werbeagenturen, darunter die Standard Bank und die South African Broadcasting Corporation. Ende der 1990er-Jahre nahm sie ihr Studium wieder auf und unterrichtete nebenberuflich. Nach ihrem Master-Abschluss in Komposition begann sie, mit anderen Künstlern zusammenzuarbeiten und eigene Musik zu komponieren. Bekannt ist sie vor allem für ihre Saxophonstücke. Anschließend wurde Clare Loveday Dozentin an der Universität von Witwatersrand und promovierte parallel in Komposition. Sie erhielt Aufträge von verschiedenen Organisationen, darunter die South African Music Rights Organization. Obwohl Loveday ihr Talent der Komposition widmet, hat sie ihr musikalisches Spektrum erweitert und arbeitet nun auch an Kooperationen, Forschung und Lehre.

Eli Simić-Prošić

Eli Simić-Prošić ist ein serbisch-australischer Komponist, Pianist, Autor und Kurator, der in Berlin lebt und arbeitet. Ihm ist es wichtig, Komposition als eine Form assoziativen Musizierens zu verstehen, die zahlreiche Aspekte der Live-Performance – klangliche, physische, theatralische und programmatische – in hybride, gemeinsame Zeiterfahrungen von Interpret und Publikum integriert. Seine Werke wurden unter anderem von Künstlern und Ensembles wie dem Halfsound Duo, Grace Macdonald, Franziska Salker, dem Bux Ensemble, Alex Raineri, Fidan Aghayeva-Edler, dem Berliner Lautsprecherorchester, Plexus, dem University of Melbourne Symphony Orchestra, dem Shanghai Philharmonic Orchestra, Rubiks und ELISION aufgeführt und waren zudem Bestandteil zahlreicher Konzerte der University of Melbourne, der Akademie der Künste und der Universität der Künste Berlin. Zu seinen jüngsten Projekten zählen die experimentelle Komposition/das Event „abounding music“, das er 2021 für die Akademie Kontemporär der HfMT Hamburg zusammen mit „CLING“ schuf – ein hybrides Werk aus Choreografie und Komposition, das er gemeinsam mit Ariane Burghard entwickelte –, das Blockflötentrio „I miss this remembering“ (2022), das er für das Bux Ensemble komponierte, sowie 2023 das groß angelegte, selbstentwickelte Musiktheaterstück „The ßpinning Шheel“ und „Creatures of the self“, ein Werk, das im Rahmen des Kollektiv Unruhe entstand und aufgeführt wurde.

Fidan Aghayeva-Edler
© Jeremy Knowles

Fidan Aghayeva-Edler ist eine in Berlin lebende Pianistin, die sich derzeit auf die Aufführung zeitgenössischer Musik und Musik von Komponistinnen konzentriert. Ihr jüngstes Projekt ist ein Klaviermarathon, bei dem sie als einzige Pianistin 24 Stunden lang ausschließlich Musik von Komponistinnen non-stop aufführt. Ihre Aufnahmen wurden u. a. vom Bayerischen Rundfunk, RBB Kultur, Klassikcast des Goethe-Instituts, MDR Figaro, WDR3, Radio Eins, KAN Israel, Radio France und Český rozhlas ausgestrahlt. Zu ihren Soloalben gehören "Verbotene Klänge: Sechs Suiten" (2019), mit der Musik verfolgter Komponist:innen, erschienen bei Kreuzberg Records, und "Fenster" (2022), erschienen bei GENUIN, mit den Werken von sieben zeitgenössischen Komponistinnen, das für den Preis der Deutschen Schalplattenkritik und den ECHO Klassik nominiert wurde.

Zu ihren weiteren kollaborativen Projekten gehören die CDs und Alben "Klavierwerke" (2016), "Twenty for piano" (2020), "The Black Garden" (2020), “Seven Sisters” (2024). Als Solistin und im Ensemble konzertierte sie weltweit, u.a. in der Berliner Philharmonie, Waldbühne Berlin, Grieghallen Bergen, und war Teil der "musica reanimata"-Konzertreihe im Konzerthaus Berlin, Impuls Festival, Aurora Festival Schweden, ICPA Festival, Händel Festival, Festival "Verfemte Musik" Schwerin, Internationales Festival Sobiraem Druzey Moskau, Borealis Festival, Bergen Festspillene, International Week of Conservatories St. Petersburg, akademie kontemporär an der HfMT Hamburg, NUNC!5 Chicago, Baku Contemporary Music Days, Klangteppich, Junge Akademie Exhibition AdK Berlin.

Ihr Schwerpunkt liegt auf der Wiederentdeckung der Musik von verfolgten Komponist:innen. Sie bemüht sich um die Gleichstellung der Geschlechter in allen ihren Konzertprogrammen. Sie entdeckt ständig neue musikalische Sphären, wie z.B. improvisierte Performances (solo oder im Ensemble) mit erweiterten Klaviertechniken, die Realisierung von interdisziplinären Projekten (einschließlich Poesie und Tanz), die Erforschung von Instrumenten und Genres. Sie gibt Workshops für zeitgenössische Klaviertechniken an Musikhochschulen und auf Festivals in ganz Deutschland, Europa und USA.

Als Pianistin und Performerin tritt sie in Theater und Film auf; zu ihren jüngsten Arbeiten gehören Rollen in "Fabian" von Dominik Graf, "Berlin.Babylon" IV Saison, “Nocturne” von Oliver Alaluukas; Kammeroper "Wir" im Deutschen Theater Berlin, "vis-á-vis" im Ackerstadtpalast, "Amazon Rising" von Heinrich Horwitz und "Ich heb' dir die Welt aus den Angeln" in der Neuköllner Oper.

Hannah Kendall

Hannah Kendall, in London geboren, lebt in New York City. Sie hat 2024 ihr PhD in Komposition an der Columbia University bei Georg Friedrich Haas und George E. Lewis abgeschlossen. Davor studierte sie Gesang und Komposition an der University of Exeter und erwarb einen Master-Abschluss am Royal College of Music. Kendall ist Trägerin des Hindemith-Preises 2022 für Komposition sowie des Ivor Novello Awards 2024 für Best Large Ensemble Composition mit shouting forever into the receiver, einem Kompostitionsaufrag des SWR für Ensemble Modern. Hannah Kendall ist bekannt für ihre sorgfältigen Arrangements und ihr immersives Worldbuilding, das über die Grenzen der Komposition hinausgeht: „Suggestive Bilder innerhalb dramatischer Konstrukte bilden die Hauptbestandteile meines Kompositionsstils. Manchmal greife ich auf Aspekte meines afrikanisch-karibisch-europäischen Erbes zurück. Ich versuche Wege zu einem tieferen Verständnis zu finden, wie kulturelle Entdeckungen die Ästhetik meiner Musik beeinflussen können."

Helen Grime

Helen Grime ist eine der erfolgreichsten britischen Komponistinnen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem British Composer Award. Seit 2017 ist sie Professorin für Komposition an der Royal Academy of Music in London. Grimes Musik ist häufig von anderen Kunstformen inspiriert: von der Malerei, der Bildhauerei oder von der Literatur.

Misha Cvijović
© Astrid Ackermann

Misha Cvijović, geboren in Belgrad, lebt und arbeitet in Berlin als Komponistin, musikalische Leiterin, Pianistin, Synthesizer-Performerin und Klangkünstlerin. Ihre Werke decken eine Vielfalt zeitgenössischer Genres ab – von Instrumentalsolo über Orchester- und Kammermusik, elektroakustische Musik, Oper, Musiktheater bis zu Theater und Film. Die Vielseitigkeit ihrer musikalischen Sprache ist das Ergebnis ihres ständigen Experimentierens mit neuen klanglichen und künstlerischen Perspektiven.

Misha Cvijović war 2021 Stipendiatin der Senatsverwaltung für Kultur und Europa in Berlin und 2021 des Musikfonds Berlin mit dem Trio Splitsignals Berlin. Sie erhält das WERGO-CD-Porträtförderung der Edition Zeitgenössische Musik (EZM) und hat die CD mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Enno Poppe, dem Ensemble Musikfabrik, Gregor A. Mayrhofer und Sebastian Berweck aufgenommen. Für die Konzeption der queeren Landoperette Alles Liebe! wurden Misha Cvijović (Komposition) zusammen mit Philipp Amelungsen (Libretto) und Team mit dem Reinhold-Otto-Mayer-Preis 2025 ausgezeichnet. Neben ihrer kompositorischen Tätigkeit wird sie ab dem Sommersemester 2024 eine Lehrauftrag in der Abteilung Musiktheater an der UDK Berlin antreten.

Rachel C. Walker

Rachel C. Walker komponiert poetische, klangfarbenspezifische Stücke, die aus ihrer fortwährenden Beschäftigung mit und der Erforschung von chinesischer Volksmusik, musikalischer Zeitstruktur und Sprache entstehen. Sie unterhält langfristige Kooperationen mit zeitgenössischen Schriftsteller:innen, um die philosophischen Verbindungen zwischen Transkription und Übersetzung innerhalb abstrakter musikalischer Syntaxen zu erforschen.

Rachel hatte Aufenthalte am Banff Centre for Arts and Creativity, an der Britten-Pears Arts, Lisboa Incomum (Culture Moves Europe) und am Elektronmusikstudio Stockholm. Im Jahr 2022 war sie Stipendiatin („auditiv und physisch“) der Akademie Schloss Solitude. Im Jahr 2023 wurde sie mit dem Max Uhlig Reisestipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen ausgezeichnet, 2024 und 2025 war sie Stipendiatin des Künstlerhofs Schreyahn. Von 2025 bis 2028 ist Rachel Composer in Residence bei der Fondation Singer-Polignac. In der Spielzeit 2027/28 wird eine neue Oper, die in Zusammenarbeit mit den Librettisten Andreas Karl und Nadeem Al-Aloosi entstanden ist, an der Staatsoper Hamburg uraufgeführt.

Sarvenaz Safari
© Dirk Brzoska

Sarvenaz Safari – Komponistin, Musiktheoretikerin und Musikwissenschaftlerin – studierte zeitgleich mit der musikalischen Ausbildung in ihrer Heimatstadt an der Teheraner Universität Deutsche Literatur. Ihr zweites Bachelorstudium im Fach „Komposition und Musiktheorie“ schloss sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz ab, wo sie vor allem Unterricht bei Georg Friedrich Haas, Clemens Gadenstätter und Alexander Stankovski besuchte. Von 2009 bis 2012 studierte sie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Manfred Stahnke, mit dem sie gemeinsam 2015 das Buch 1001 Mikrotöne herausgab. Im Forschungskontext der zeitgenössischen Musik wurde sie 2018 mit einer Arbeit über das Verhältnis von Mensch und Maschine sowie ihrer „Zweisamkeit“ im 21. Jahrhundert im Kontext des Musiktheaters „Das Theater der Wiederholungen“ von Bernhard Lang zum Dr. phil. promoviert. Ihr kompositorisches OEuvre umfasst Solowerke, Kammermusik, Orchesterwerke und Musiktheater. Ihr künstlerischer Kerngedanke, dass die Musik in ihrer Größe, Vielfalt und Diversität u.a. die Gegenwartszeit reflektieren soll, lässt sich in ihren Werken auf das Persönlichste durch die Arbeit mit diversen Ornamentierungen, Klangfarben, Stimmungen, und nicht zuletzt Besetzungen wiederfinden. Als Komponistin unterrichtet sie sowohl als Erasmus-Dozentin im europäischen Ausland als auch seit 2012 in verschiedenen Projekten von „Klangradar“ sowie „netzwerk junge ohren“. Sarvenaz Safari arbeitet seit 2013 als Dozentin für Musiktheorie und Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ sowie seit WS 2023/24 an der Universität der Künste Berlin. Sie lebt in Berlin.

Ursula Mamlok

Ursula Mamlok erhielt bereits in ihrer Berliner Kindheit eine frühe musikalische Ausbildung, bevor sie 1939 als Jüdin vor der Verfolgung durch das NS-Regime nach Ecuador emigrieren musste. Noch im selben Jahr bekam sie ein Stipendium für die Mannes School of Music in New York. In den folgenden Jahren studierte sie Komposition bei Roger Sessions, Stefan Wolpe und später bei dessen Schüler Ralph Shapey. Ausgehend von Schönbergs Zwölfton-Methode entwickelte Mamlok im Laufe der Zeit eigene Strukturen und Muster, nach denen sie ihr musikalisches Material gestaltete. Charakteristisch für ihr Schaffen sind komplexe, häufig gegeneinander gesetzte Rhythmen sowie eine bemerkenswerte Fähigkeit, in unterschiedlichsten Besetzungen vielfältige Klangfarben und atmosphärische Nuancen zu erzeugen. Sie lehrte Komposition an der New York University, der Temple University und über vier Jahrzehnte an der Manhattan School of Music. Ihr OEuvre umfasst rund 75 Werke, darunter Solostücke, zahlreiche Kammermusikkompositionen und Orchesterwerke. Für ihr musikalisches Lebenswerk erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Seit 2006 lebte Ursula Mamlok wieder in ihrer Geburtsstadt Berlin.