
In diesem Konzert sind die Hände die Hauptfiguren: Denn sie arbeiten, kreieren Formen und Gestalten, lieben, schützen und verschließen. Auf gewisse Weise können sie sprechen, sie verfremden und werden vertraut. Sie schaffen Räume und gestalten die Zeit – und sie laden ein. »HANDTÄNZE« ist eine Kollektivarbeit von vier Komponist:innen, vier Tänzerinnen und Choreografinnen des Berliner Mobile Ensembles, einer Gruppe Berliner Tanz- und Performanceschaffender um Isabelle Schad und ihre künstlerische Praxis, und vier Musiker:innen des Ensembles L’ART POUR L’ART. Dabei begegnen sich Choreografie und Komposition auf besondere Weise: Nicht nur die Musik wird choreografiert, wie sonst üblich, sondern auch die Hände werden klanglich komponiert.
Mehr zur Entstehungsgeschichte erfahren Sie unter isabelle-schad.net/hands-dances
Aya Toraiwa, Forough Fami, Yen Lee, Johanna Ackva – Tanz und Choreografie
Irini Amargianaki, Oxana Omelchuk, Francisco C. Goldschmidt, Francesco Ciurlo – Komposition
Ensemble L’ART POUR L’ART
Astrid Schmeling – Flöte
Teresa Grebchenko – Schlagzeug
Uschik Choi – Violoncello
Ulf Mummert – E-Gitarre
Isabelle Schad - Choreografisches Konzept
Ehsan Khatibi und Isabelle Schad - Dramaturgie und künstlerisches Leitungsteam
Zum Konzept der Handtänze
Als ich am Konzept der Handtänze arbeitete, hatte ich den Wunsch, unabhängig von größeren Produktionen zu sein und unsere Körperlichkeit als Instrument so frei nutzen zu können, wie es Musikerinnen und Musiker mit ihrem Instrument tun: Das Instrument dient dazu, ganz anwesend und im Moment zu sein – da zu sein, wo man ist. Es ist das Medium, um alles andere zu vergessen und ganz Musik, ganz Körperlichkeit, ganz Tanz zu werden.
Das Spannungsverhältnis zwischen Musik, Instrument und Präsenz im jeweiligen Augenblick ist es, was mich interessiert.
Die Fragen, die mich beschäftigten, kreisten darum, wie ein Konzept die Prinzipien so stark in den Mittelpunkt rücken kann, dass sowohl Freiheit als auch Präzision gewährleistet sind. Die Einschränkungen – und die Prinzipien schränken uns auf gesunde Weise ein – dienen gewissermaßen als Ausgangspunkt für die Freiheit in der Wahl der Mittel und der choreografischen Setzungen.
Im Prozess wurden Komposition, musikalische Interpretation und Umsetzung sowie choreografische Scores parallel und im Austausch miteinander erarbeitet.
Was mich berührt hat, ist das Maß an Präzision und Spezifik, das durch das tiefe Eintauchen in eine Materie ausgelöst wurde: Jede und jeder hat sich intensiv mit dem eigenen Medium auseinandergesetzt – in Bezug auf und im Dialog miteinander. Dieses gegenseitige Durchdringen der Medien lässt mich manchmal glauben, Musik zu sehen, zu spüren und tatsächlich in einen Zustand zu gelangen, in dem ich das Ganze – in mir und um mich herum – wahrnehmen kann.
Isabelle Schad
Gedanken der Choreograf:innen und Tänzer:innen
Jede Hand, die ich berührt habe, hat vor dieser Berührung, diesem Moment zwischen uns zweien, eine andere Hand berührt. Klingt banal. In “eine Hand wäscht die andere” hängt der Vorstellung ja sogar ganz klar etwas Negatives an. Aber wir haben uns eben gegenseitig berührt und auch im Kreis. Wir haben uns die Hände gewaschen, gegeben, gehalten. Wenn ich mal ganz kraftlos kam, dann warst du es, die nicht losgelassen hat, bis etwas Handfestes zu spüren war. Eine Kraft, die ich weitertrug, um sie in andere Hände zu legen. Hände, die spielten, streichelten und wanderten, über Saiten etwa und über Flötenlöcher...
Ich frage mich, wen ich durch Euch hindurch sozusagen mit-berührt habe. Vielleicht liesse sich sogar sagen, dass wir über Ecken nicht nur mit allen Menschen, zum Beispiel mit denen im Publikum, verwandt sind, sondern eben auch mit allen in Berührung. Sozusagen wäre also die ganze Welt schon einmal durch meine Hände gegangen - und auch durch deine.
Aya Toraiwa, Forough Fami, Yen Lee, Johanna Ackva (Tanz und Choreografie)
Kompostionen
Francisco C. Goldschmidt | Discordia Terrae für E-Gitarre, verstärktes Schlagzeug und zwei Tänzerinnen (2025)
Aus dem Lateinischen:
dis- → „auseinander“, „in verschiedene Richtungen“
cor (cordis) → „Herz“
terra → „Erde, Land, Boden“ → Terrae (Genitiv)
Das Musikstück selbst ist ein Duett, und die beiden stehen im Widerspruch zueinander; sie wollen nichts miteinander zu tun haben: Auf der einen Seite der Bühne steht eine E-Gitarre, auf der anderen ein seltsames und eher exotisches Perkussion-Setup. In der Mitte befinden sich zwei Körper – zwei Tänzerinnen. Die Choreografie kreist um den Kontakt ihrer Hände: ein ununterbrochener, sinnlicher, langsamer, doch spannungsvoller Fluss. Selbst der Boden wird zum umkämpften Territorium. So entsteht das Bild: Berührung und Abgrenzung zugleich, Kontakt und Trennung – wie ein Land im Zwist.
Oxana Omelchuk | gvätterle – für Altflöte und Percussion (2025)
gvätterle ist eine Sammlung von Miniaturen, die mit einem reduzierten Percussion-Setup arbeitet – der ersten Realisierung der Idee eines „Schuhkarton-Setups“: einer kleinen Sammlung von Instrumenten, die mit Fingerspitzengefühl berührt, bewegt und zum Klingen gebracht werden.
Die klangliche Beschränkung dieses Miniatur-Instrumentariums findet ihre Entsprechung in der musikalischen Sprache des Stücks: Reduktion, Wiederholung, subtile Variation.
Der choreografische Einsatz folgt entweder dem Prinzip der Verschachtelung oder dem des Kontrasts. Dadurch entsteht ein wechselseitiges, hierarchiefreies Zusammenspiel zwischen beiden Ebenen – ein freies Miteinander, das sich stets neu ausbalanciert.
Der Titel gvätterle (schweizerdeutsch) bezeichnet das behutsame Hantieren, Schrauben, Basteln und Reparieren – die kleine, verspielte Arbeit mit Dingen, in meinem Fall musikalisches Herumwerkeln an Klang.
Irini Amargianaki | these items are known for their fragility für Flöte, Cello und Schlagzeug (2025)
in aller unserer Zerbrechlichkeit
kämpfen wir unaufhörlich um einen Fluss und Gleichgewicht, umständlich.
Vehement suchen wir eine Art Hegemonie
in der Verletzlichkeit des Anderen, in der Entmenschlichung.
Dennoch fragile Lebewesen sind wir,
so wie der Seestern, so wie der Ast auf dem man sitzt:
in Eigensucht sowie im Einklang.
Francesco Ciurlo | le mani! für Bassflöte, E-Gitarre, Cello und Schlagzeug (2025)
In den sechziger Jahren schuf der genuesische Künstler Eugenio Carmi für das Stahlunternehmen Italsider eine Reihe genialer Unfallverhütungsschilder. Mit klaren, geometrischen Formen und den Primärfarben lenkte er auf direkte Weise die Aufmerksamkeit auf die zu schützenden Körperteile – Kopf, Augen, Beine und Hände.
In den drei Teilen von le mani! (die Hände) entstehen die harmonischen Strukturen aus der Idee der Chiralität – der Eigenschaft eines Objekts (wie der Hände), sein eigenes Spiegelbild zu sein, ohne mit diesem übereinstimmen zu können. Diese harmonischen Strukturen bestehen daher aus Überlagerungen von Intervallen, die sich um ein gemeinsames Zentrum drehen, sich spiegeln und verformen und dabei Beziehungen von Ähnlichkeit und Gegensatz zu den Gesten und Bewegungen der Hände der beiden Tänzerinnen schaffen.
Das Mobile Ensemble ist eine Gruppe von Berliner Tanz- undPerformanceschaffenden um Isabelle Schad und ihre künstlerischePraxis, welche seit ca. 10 Jahren in regelmäßigen Abständen zu ihren Open Practice Sessions in der Tanzhalle Wiesenburg zusammenkommen und kontinuierlich oder punktuell in ihren Choreografien involviert sind.

Die Tänzerin und Choreografin Isabelle Schad studierte zunächst Ballett an der John Cranko Schule in Stuttgart. Nach sechs Jahren in klassischen Ensembles wechselte sie in zeitgenössische Kompanien, u. a. nach Brüssel zu Wim Vandekeybus. Ab 1999 initiierte sie eigene Projekte.
Im Zentrum ihrer Arbeit stehen der Körper in seiner Materialität, Prozesshaftigkeit und Erfahrbarkeit, aber auch das Verhältnis zwischen Körper, Choreografie und (Re-)Präsentation sowie die Themen Gemeinschaftsbildung und politisches Engagement. Auf der Suche nach neuen Recherche-Methoden und Möglichkeiten der Zusammenarbeit war sie Teil mehrerer Kollaborationen. So gründete sie 2003 mit Bruno Pocheron und Ben Anderson das internationale Künstler*innennetzwerk Good Work. Darüber hinaus verbindet sie eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Bildenden Künstler Laurent Goldring, mit dem sie Unturtled #1 – #4 (2008), Der Bau (2012/13), Personne (2021) und Collective Jumps (2014) realisierte, das inzwischen zusammen mit Pieces and Elements (2016) und Reflection (2019) eine Trilogie bildet. Mit dem HAU Hebbel am Ufer in Berlin als Aufführungsort ist sie eng verbunden. Ihre Werke gastieren auf internationalen Festivals, u.a. bei ImPulsTanz Wien, Tanz im August (Berlin), Montpellier Danse, International Arts Festival (Bejing); 2016 erhielt sie eine Einladung zur Biennale nach Venedig.
Ihre Werke werden häufig für die Tanzplattform Deutschland ausgewählt und sie arbeitet vielfach und weltweit mit Goethe-Instituten zusammen. Sie ist Shiatsu und Reiki Praktikerin, praktiziert Aikido, unterrichtet regelmäßig an der TEAK Helsinki, der DOCH (Stockholm), der HfMDK (Frankfurt), dem HZT Berlin und innerhalb des von ihr erfundenen Formats Open Practice Sessions.
Im Rahmen des Deutschen Tanzpreises 2019 erhielt Isabelle Schad eine Ehrung für herausragende künstlerische Entwicklungen im zeitgenössischen Tanz.
Ihr Werk Harvest (2021), eine Zusammenarbeit mit dem Theater o.N. und der Offensive Tanz für junges Publikum, wurde für den Ikarus Preis 2022 nominiert, ihr jüngstes generationsübergreifendes Stück Yuki Onna für den Ikarus-Preis 2024.
Sie ist Co-Leiterin/-Gründerin des Arbeits- und Produktionsortes Tanzhalle Wiesenburg in Berlin, der sich den Verschränkungen von Leben und Arbeiten, von Trainieren, Praktizieren, Forschen in allen Disziplinen der darstellenden Kunst widmet.

L´ART POUR L´ART gehört zu den eigenwilligsten Formationen und ist eines der bedeutenden Ensembles für zeitgenössische Musik. 1983 von den Musikern Matthias Kaul, Astrid Schmeling und Michael Schröder gegründet, umfasst L´ART POUR L´ART einen festen Kreis von Musikern, die je nach erforderlicher Besetzung in unterschiedlichen Konstellationen oder solistisch arbeiten. In weltweiter Konzerttätigkeit, in der Zusammenarbeit mit Komponisten auf internationaler Ebene, in unzähligen Ur- und Erstaufführungen, in hochgelobten CD-Einspielungen und Rundfunkproduktionen umfasst die Arbeit vielseitige Ansätze. L’ART POUR L’ART wurde u.a. mit Preisen der PwC-Stiftung, des Preis der deutschen Schallplattenkritik 2012 (Bestenliste und Jahrespreis) und dem Echo Klassik 2012 ausgezeichnet. 1998 gründete sich der Verein der Freunde und Förderer des Ensembles L’ART POUR L’ART Niedersachsen e.V., um die Arbeit des Ensembles zu unterstützen: Förderung des Musikschaffens durch Vergabe von Kompositionsaufträgen, Veranstaltung des kulturellen Konzeptes »ZuHören in Winsen«, interdisziplinäre Kultur-Aktivitäten, pädagogisch-künstlerische Projekte mit Kindern und Jugendlichen. Nach dem Tod von Matthias Kaul 2020 obliegt die Künst- lerische Leitung des Ensembles der Flötistin Astrid Schmeling und dem Pianisten Hartmut Leistritz.

Der italienische Komponist Francesco Ciurlo, geb. 1987 in Mailand, studierte bei Marco Stroppa mit einem DAAD Stipendium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Zuvor hatte er sein Studium bei Gabriele Manca am Mailänder Konservatorium Anfang 2017 mit Auszeichnung abgeschlossen. Seine Musik wurde u. a. vom Ensemble Musikfabrik, Divertimento, Intercontemporain, Multilatérale, Mdi, Meitar, Schallfeld, Reconsil, dem Mailänder Konservatoriumsorchester, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem slowenischen Philharmonik Choir, dem SWR Vokalensemble und von Solisten wie Nicolas Hodges und Maria Grazia Bellocchio gespielt bzw. in Auftrag gegeben und dirigiert von Sandro Gorli, Yoichi Sugiyama, Clement Power, James Wood, Johannes Kalitzke, Marcus Creed, Matthieu Mantanus, Léo Warynski und Julien Leroy. Seine Werke waren bei renommierten Festivals zu hören, darunter das Festival Manifeste (2019), das Lucerne Festival (2018) und die Biennale von Venedig (2016), aufgenommen und gesendet von SWR2, WDR3, SRF2, Deutschlandfunk, Rai Radio 3, NPO4 und RTP. Im Jahr 2020 war er Composer-in-Residence für das Divertimento Ensemble. In diesem Rahmen wurden mehrere Stücke Ciurlos, darunter eine neue Komposition für Oboe und Ensemble, aufgeführt und eine Portrait-CD aufgenommen. Er hat zahlreiche Wettbewerbe und Preise gewonnen, darunter: Stuttgart Kompositionspreis, Deutscher Musikwettbewerb, the Milan Conservatory prize; Finalist in the Christoph Delz Wettbewerb; Matan Givol competition; Premio Trio di Trieste. Von Juni bis November 2021 war er Stipendiat des Künstlerhof Schreyahn. Seine Musik ist veröffentlicht bei Edizioni Suvini Zerboni - Sugarmusic S.p.a., Mailand.

Francisco C. Goldschmidt studierte Komposition bei Cirilo Vila und Aliocha Solovera an der Universität von Chile und absolvierte einen Master in Kunsttheorie und -geschichte bei dem Philosophen Dr. Sergio Rojas an derselben Universität. Er erhielt ein Stipendium des chilenischen Nationalrats für Kultur und Kunst, um einen Master of Music und ein Konzertexamen in Instrumentalkomposition bei Johannes Schöllhorn an der Musikhochschule Köln zu absolvieren.
Goldschmidts Werk zeugt von einer besonderen Faszination für Solo- und Kammermusik in reduzierter Besetzung. Die innere Polyphonie einzelner Stimmen, der Einsatz von Resonanzen und die intensive Verflechtung versteckter Gesänge sind charakteristisch für sein Schaffen. Plötzliche Stimmungs- und Tempowechsel führen zu einer divergierenden und ambivalenten Musik, die stets von Fragilität geprägt ist. Die Frage nach permanenter Zweiteilung, Identitätslosigkeit, Isolation, Desorientierung und Labyrinth sind Themen, die sich durch sein Werk ziehen. Darüber hinaus sind die Arbeit mit Verstärkung und Verräumlichung von Klang sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Videokünstler Nicolás Rupcich (*1981) ein wesentlicher Bestandteil seines künstlerischen Projekts.
Goldschmidts Musik wurde von verschiedenen Ensembles aufgeführt, darunter das mdi ensemble (Italien), MAM.manufaktur für aktuelle musik, Fukio Ensemble, hand werk, IEMA Ensemble, Kölner Gitarrenquartett, Trio Estatico, Das Neue Ensemble Hannover, L'art pour l'art, Kommas Ensemble, Ensemble KNM Berlin, Ensemble Recherche (alle Deutschland), Spóldzielnia Muzyczna (Polen), Ensemble Lucilin (Luxemburg), Colectivo Azul, Ensamble Contemporáneo UC (Chile), TimeArt Studio (Taiwan), Ensemble Exophonie Tokyo (Japan), Vertixe Sonora Ensemble (Spanien) und Friends of Mata (New York). Darüber hinaus wurden seine Orchesterwerke vom Kammerorchester von Chile, dem USACH Classical Orchestra von Santiago, dem HfMT Orchester von Köln, dem SWR Sinfonieorchester von Stuttgart und dem Gürzenich-Orchester von Köln ausgewählt.
Darüber hinaus wurde seine Musik bei mehreren Festivals aufgeführt, darunter dem UC Festival in Santiago de Chile, Concerts-Lab in Tokio, Ciclo-Cervantes in Buenos Aires, MATA Festival in New York, Ensems in Valencia, WERFT und Acht Brücken in Köln.
Er hat verschiedene Auszeichnungen erhalten, darunter die Finalteilnahme beim Wettbewerb „Luis Advis 2007“, die Unterstützung durch die CNCA in Chile in den Jahren 2013/2016, den „RheinSilver Award 2014“ im Rahmen der Biennale für Neue Talente in Köln, den zweiten Preis beim Berliner „Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Preis 2014”, das „Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium” in Köln 2016 und die Unterstützung für fünf Kompositionsaufträge durch die Ernst von Siemens Musikstiftung (2018/2019/2020/2023/2025). 2019 war er Artist in Residence im Künstlerdorf Schöppingen und wurde beim „Young Composers' Forum 2020” der Bayerischen Akademie der Bildenden Künste in München ausgezeichnet.
Francisco C. Goldschmidt lebt und arbeitet seit 2011 in Köln als freischaffender Komponist und künstlerischer Leiter des Kommas Ensembles.
Im Jahr 2025 war er fünf Monate lang Composer-in-Residence bei der Bartels-Stiftung in Basel, Schweiz, und drei Monate lang im Atelier Galata in Istanbul, Türkei, unterstützt von der Kunststiftung NRW.
Im Jahr 2026 erscheint die audiovisuelle Aufzeichnung seines instrumentalen Monodramas „ELOY – Musik mit Bildern der Isolation”; hundert Minuten Instrumentalmusik, die er seit 2012 bis heute als Work in Progress komponiert hat, basierend auf dem gleichnamigen Roman des Schriftstellers Carlos Droguett.
Eine Portrait-CD mit seinen neuesten Werken soll ebenfalls 2028 im Rahmen der Reihe „Edition Zeitgenössische Musik Podium Gegenwart” bei WERGO erscheinen.

Irini Amargianaki, in Athen geboren, bekam die große Liebe zur Musik quasi in die Wiege gelegt. Als Tochter des Musikwissenschaftlers Georgios Amargianakis (Professor für Ethnomusikologie in den Bereichen griechische Volksmusik und Byzantinische Musik), begann ihre musikalische Ausbildung mit Akkordeon und Musiktheorie. Sie studierte später Kontrapunkt, Fuga und Komposition am Konservatorium in Athen bei I. Terzakis. Neben Musik absolvierte sie bis 2005 an der Universität in Athen ihr Diplom in Theaterwissenschaften.
2005 bis 2010 setzte sie ihr Kompositionsstudium an der Universität der Künste Berlin bei Walter Zimmermann fort. Anschließend studierte sie als Meisterschülerin bei Kirsten Reese und Walter Zimmermann bis 2012 weiter an der UdK Berlin.
Im Rahmen der zweijährigen Lehrzeit konnte sie sich intensiv mit elektronischer Musik bzw. Klanginstallation und visuellen Medien wie Video und Schattentheater beschäftigen.
Von 2005 bis 2012 lernte sie die arabische Kurzhalslaute (Oud) bei dem syrischen Meister Farhan Sabbagh. Dadurch konnte sie die eigenen musikalischen Wurzeln sowie die außereuropäische traditionelle Volksmusik, als auch die Entwicklung der Mikrotonalität in den griechischen und arabischen Tonsystemen erforschen.
Von 2006-2016 leitete sie musikalische Workshops in verschiedenen Schulprojekten in Berlin. Im April 2020 erhielt den Auftrag von Maestro Daniel Barenboim ein neues Werk für Pierre Boulez Saal zu komponieren für das online Konzert: A Festival of New Music. Weiterhin bekam sie Kompositionsaufträge von Ensemble Intercontemporain in Paris unter der Leitung von Matthias Pintscher und Pierre Boulez Ensemble in Berlin.
2020 erhielt sie das Arbeitsstipendium von Senatsverwaltung für Kultur und Europa im Bereich Ernste Musik und Klangkunst und in den folgenden Jahren erhielt sie mehrmals Kompositionsstipendien von Musikrat -Neustartkultur. Im Sommer 2022 war sie als Kompositions-Dozentin beim Bundeswettbewerb Jeunesses Musicals eingeladen und im April 2023 bei Jugend Komponiert Bayern.
Sie ist 2023 nominiert für den GEMA Musikautor:Innen Preis in der Kategorie: Orchester und Stimmen. Seit 2022 ist sie Mitglied der Berliner Komponist:innen Verein Atonale e.V. Ihre Werke erscheinen bei Verlag Neue Musik.

Oxana Omelchuk, geboren 1975 in Weißrussland, ist Komponistin und Musikerin mit Wohnsitz in Köln. Sie absolvierte ihr Masterstudium in Komposition bei Prof. Johannes Fritsch sowie ein Studium der elektronischen Komposition bei Prof. Michael Beil an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.
Ihre Werke umfassen ein breites Spektrum zeitgenössischer Musik – von Solo- über Vokal- bis zu Orchester- und Ensemblestücken – und wurden bei zahlreichen Festivals uraufgeführt sowie im Rundfunk gesendet. Sie erhielt Kompositionsaufträge u. A. vom Deutschen Musikrat, WDR, SWR, ORF, der Kunststiftung NRW und der Ernst von Siemens Musikstiftung. Ensembles wie Studio Dan (Wien), Ensemble Musikfabrik, Ensemble Garage, hand werk, MAM: Manufaktur für aktuelle Musik (Köln), ensemble mosaik, LUX:NM (Berlin), Hyper Duo, Duo Klexs (Biel), Schlagquartett Köln, SWR Vokalensemble, Neue Vocalsolisten Stuttgart, Klangforum Wien, Ictus Ensemble (Brüssel), RSO Wien und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin haben ihre Werke ebenso interpretiert wie zahlreiche Solist*innen (u. a. Matthias Muche, Daniel Riegler, Dirk Rothbrust, Eva Zöllner, Vincent von Schlippenbach, Noèmi Boutin, Dorrit Bauerecker, Rafal Luc).
Omelchuks Stil ist geprägt von Ironie und konzeptueller Offenheit. Ihre Kompositionen entstehen oft aus der Transformation bereits vorhandener Materialien, das sie collageartig zu neuen Bedeutungszusammenhängen formt. Dabei changiert sie zwischen Struktur und Assoziation, Ernst und Witz, Klangmagie und theatralischen Momenten. Ihre Musik ist weniger auf radikale Neuerfindung ausgerichtet als auf das Neu-Hören des Wiedergefundenen im Heute.
Seit einigen Jahren nimmt die Arbeit mit analogen und modularen Synthesizern in ihrem Schaffen eine zentrale Rolle ein. Ihre kompositorische Praxis ist dabei zunehmend geprägt von improvisatorischen und experimentellen Prozessen – das Komponieren als Versuchsanordnung im Klanglabor.
Als ausübende Musikerin tritt sie regelmäßig in verschiedenen Formationen auf: u. A. im Duo mit Constantin Herzog (analoger Synthesizer und Kontrabass), mit Florian Zwißler (elektrische Orgeln und analoger Synthesizer), im Quartett MONOPASS und im Simon Rummel Ensemble. Ihre Tätigkeit als Musikerin fließt unmittelbar in ihre kompositorische Arbeit ein.
Seit 2020 ist Oxana Omelchuk Mitglied des Kollektivs Polar Publik, einer interdisziplinären Plattform von Künstler*innen aus Tanz, Theater, Neuer Musik und Bildender Kunst, die sich an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen und Machtverhältnissen auseinandersetzt.
Sie ist Trägerin zahlreicher Stipendien und Preise, darunter das Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium der Stadt Köln, ein Aufenthalt im Künstlerdorf Schöppingen sowie ein Villa-Aurora-Stipendium in Los Angeles. 2019 wurde sie für den Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie „Ensemble mit Elektronik“ nominiert. Im selben Jahr erschien ihre Porträt-CD in der „Edition Zeitgenössische Musik“ des Deutschen Musikrates.
Seit Oktober 2025 ist Oxana Omelchuk Gastprofessorin für Komposition an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.

Aya Toraiwa ist eine in Berlin lebende Tanzkünstlerin. Ihr derzeitigesInteresse gilt der Frage, wie sich ein Körper zwischen seiner Funktion alsObjekt, als Raum einnehmendes Material und als Ort, an dem Situationenstattfinden, bewegt. Wie ein Körper zu einem Kommunikationsmedium wird, währender spielerisch die Fragilität der Sinnstiftung berührt. Das Akzeptieren vonFragilität, das Wahrnehmen jedes Details und das aufmerksame Zuhören bilden denKern ihrer Arbeit.

Forough Fami ist eine iranische Choreografin und Tanzkünstlerinmit Sitz in Berlin. Sie studierte den BA Tanz, Kontext, Kontext am HZT inDeutschland und absolvierte einen Master in Choreografie an der DAS GraduateSchool in den Niederlanden. Sie bewegt sich zwischen dem Kreieren, Performen,Schreiben und Unterrichten und lässt jede Form die jeweils andere beeinflussen.Ihre Praxis lauscht dem Körper, seinen Empfindungen, seinen Schwellen undseinen sich verändernden Wahrnehmungen und lässt sich von diesen feinenStrömungen leiten. Verwurzelt im Prozess und genährt von Experimentierfreudeversteht sie Choreografie als einen Raum der Recherche, in dem kritischeReflexion und künstlerische Imagination zu ständig neuen Formen heranwachsen.

Yen Lee ist in Taiwan geboren und aufgewachsen. In den letztenJahren hat sie mit Choreograf*innen und Künstler*innen wie Isabelle Schad, EvaBaumann, Laura Heinecke, Mirjam Gurtner, Carla Jordão, Aranxta Martinez,Zi-Quan Wang, Ming Poon, Veronika Riz, Yue-Xuan Gui und Henrietta Hornzusammengearbeitet. Yen leitet Workshops für Tanzimprovisation und istGasttänzerin bei der Forward Dance Company in Leipzig unter der künstlerischenLeitung von Gustavo Fijalkow. 2023 und 2024 tanzte sie in Hyper Normal (Choreografie:Hege Haagenrud) am Theater der Jungen Welt in Leipzig. Yen betrachtet Bewegungund Improvisation als Plattformen, über die Informationen zwischen persönlichenund kollektiven Erfahrungen ausgetauscht werden können. Sie beobachtet gerne,wie Bewegung in der Praxis durch den menschlichen Körper und seine Mechanismenübertragen wird und sich in Erzählungen verwandelt. In ihrer persönlichenForschung untersucht Yen kreative Ansätze für ihr Interesse an Arbeiten, dieObjekte, Text, Stimme und Fotografie einbeziehen. Ihre choreografischenArbeiten und Experimente wurden auf Festivals und von Veranstaltungsorten wiedem Taipei Fringe Festival, Lucky Trimmer, dem Dis-Tanzen-Festival und demSputnik Kino präsentiert.

Johanna Ackva arbeitet interdisziplinär mit Schwerpunkt aufPerformance und den Körper als Material und Medium. Neben bewegungsbasiertenPraxen ist der Dialog – mit Expert*innen, Fremden und Freund*innen – einewesentliche Inspirationsquelle für ihre Arbeit, die sich in live bespieltenRäumen, sowie situativ auch in Texten, Objekten und Installationenmanifestiert. Seit 2014 haben Ackvas häufig kollaborativ bestrittenen ProjekteThemen wie Arbeit und deren Wert (They Ate Our Day, The Agreement), Mystik (HumanPolygraph, Tongues Entangled) und Naturerfahrungen (Salt Lake), Konstruktionenvon Gender (Women and watery men, Earthbound Squatters) sowie Tod, Trauer undunsere Beziehung zu den Toten (ohne Titel, CLOUDS ON CLEAR SKY, Grandmothers,aus dem was sprachfähig war) berührt. Zuletzt war ihre vierteiligePerformancereihe ~ 4E8A∞ ~ beim Festival Current | Kunst und urbaner Raum inStuttgart zu sehen. U.a. mit Anna Zett, Judith Milz und Marie DuPasquier hatAckva diverse interdisziplinäre Reihen und Projekte kuratiert und gehostet.Seit 2019 wirkt sie an der Gestaltung und Kuration des Denk- und ProduktionsortLibken (Uckermark) mit. Zuletzt konzipierte sie dort ein Programm, dasKünstlerinnen aus ländlichen Regionen Polens, Deutschlands und derTschechischen Republik zu einer kollaborativen zweimonatigen Residenz einlud.Immer wieder unterrichtet Ackva, z.B. im Studium Generale der BerlinerUniversität der Künste. Neben der Umsetzung ihrer eigenen Arbeiten agiert Ackvaals Performerin mit Bewegung, Stimme und Sprache in Theater-, Musik- undTanzprojekten.