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Untere Reklamationsbehörde | Sänger:innen der Kreismusikschule Helmstedt

[K]1 Zimmer Wohnung

© Christian Schuller

Architektur ist nicht nur „gebauter Raum“, sondern schließt immer auch das Verhältnis zwischen Raum und Gesellschaft mit ein. Architektur reproduziert Formen von gesellschaftlichen Machtstrukturen, von geschlechtlich geprägten Hierarchien und zwischenmenschlichen Netzwerken. Im Zusammenspiel mit dem Jugendchor der Kreismusikschule Helmstedt, live-elektronischer Musik und ortsspezifischer Performance gibt das Kollektiv Untere Reklamationsbehörde (Julia Mihály & Maria Huber) aktuellen und historischen feministischen Perspektiven auf Wohnraumknappheit und Geographien des Alltags eine Stimme: Wie wollen wir leben und welche gebauten Räume brauchen wir dafür? Wie können wir unsere privaten Orte für freundschaftliche Netzwerke öffnen? Kann ich meiner Nachbar:in bei ihrem Alltag zuhören? Wie klingt das Echo von Einsamkeit? Aus den Recherchen rund um Wohnutopien in Frankfurt a. M., kritischen Interviews mit Hausbesetzerinnen sowie autobiographischen Erzählungen eröffnen die Künstlerinnen einen spielerischen Diskursraum zum Thema Wohnen.

BETEILIGTE

Künstlerische Leitung: Maria Huber & Julia Mihály

Dramaturgie: Maria Huber
Komposition: Julia Mihály
Chor der Kreismusikschule Helmstedt (Leitung: Katharina Durka)

BIOGRAPHIEN

Untere Reklamationsbehörde

Unter dem Namen Untere Reklamationsbehörde entwickeln Maria Huber (Dramaturgie) und Julia Mihály (Komposition) kollektiv mit projektbezogenen Gast-Künstler:innen und Alltags-Expert:innen interdisziplinäre Musik-Performances im öffentlichen Raum. Ihrer Arbeit liegt die Idee eines „empirischen Musiktheaters“ zu Grunde, ein Begriff, der konstant weiterentwickelt wird. Im Fokus des „Empirischen Musiktheaters“ steht die tatsächliche Feldforschung: Räumliche Strukturen und soziale Architekturen werden durch eine klangliche Lupe untersucht – Atmosphären, Beziehungen zwischen Menschen untereinander und zum Ort selbst, Bewegungsrichtungen, Materialitäten uvm. werden direkt vor Ort erforscht und künstlerisch eingebunden. In den Ort eingeschriebene Narrative werden akustisch-empirisch freigelegt, um sie anschließend in performativ-musikalischen Aktionen zu verstärken, aber auch zu verfremden, zu unterbrechen oder zu stören. Die alltägliche Wahrnehmung des Ortes soll letztlich mit einer alternativen akustischen Perspektive unterlaufen werden, während performative Handlungen das Alltägliche zum Theatralen werden lassen. Mihály und Huber wollen im Austausch mit und für bestimmte Orte und Menschen komponieren und inszenieren. Ihre künstlerische Praxis verstehen sie als feministisch und als das Politische im Alltäglichen entdeckend.
http://untere-reklamationsbehoerde.de/

Maria Huber

ist als freischaffende Dramaturgin für Performances und NeueMusiktheater Produktionen, als Theatermacherin in diversen internationalen Performance Kollektiven, sowie in künstlerisch- technischen Leitungspositionen, als Audio- und Lichtdesignerin tätig. Sie studierte Angewandte Theaterwissenschaften an der JLU Gießen sowie den Masterstudiengang “Spiel und Objekt” an der HfS Ernst Busch in Berlin. Von Oktober 2017 bis Oktober 2018 studierte sie an der Divadelní fakulta Akademie múzických ume ň í v Praze (DAMU) im Master für‚ Devised‘ und Objekttheater in Prag. Im Zentrum ihrer Arbeiten steht meist das Um- und immer wieder Neu-Denken kollektiver Strukturen, ihre theoretische Forschung zu ‘Dramaturgie’ als theaterwissenschaftliche Kategorie, sowie philosophische und gesellschaftswissenschaftliche Fragestellungen, die sie versucht in und mit diesen Kollektiven praktisch weiterzudenken. Seit Oktober 2023 ist sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Campus Gegenwart der HMDK Stuttgart in einer Qualifikationsposition angestellt. Sie unterrichtet und promoviert dort mit einem Schwerpunkt auf künstlerischer Forschung, interdisziplinärer, künstlerischer Theoriebildung, Dramaturgie und dekolonialen Theorien. Ihre Arbeiten wurden durch zahlreiche internationale Institutionen und Festivals gezeigt und gefördert, wie etwa: Open Air Festival Hradec Kralové, Divadlo DISK, Künstler*innenhaus Mousonturm Frankfurt, Performing Arts Festival, Studio Naxos Frankfurt, Festival für Immaterielle Kunst in der Elbphilharmonie Hamburg, Divadlo Alfred ve Dvore, Westflügel Leipzig, Fritz-Wortelmann Preis bei FIDENA, Biennale München für Neue Musik, Deutsch Tschechischer Zukunftsfond, Festival für Neue Musik Jacques OF 200 u.a..

Julia Mihály

© Farhad Ilaghi Hosseini
bewegt sich als Komponistin an den Schnittstellen von Neuer Musik, Performance Kunst und elektronischer Musik. Sie entwickelt
mehrschichtige Gesamtkompositionen aus Klang, Video und performativen Elementen, häufig in Verbindung mit elektronischen Medien und starkem inhaltlichem Bezug zu Aufführungsorten. In der
Tradition Technologie-basierter Performance stehend, verwendet sie live-elektronische Klangsynthese-Prozesse als Inszenierungsmittel. Schwerpunkte ihrer Arbeiten liegen auf gesellschaftspolitischen Themen
der aktuellen Alltags- und Medienkultur. Während ihres Studiums an der HMTM Hannover nahm sie ergänzend an Workshops und Kursen am ZKM
Karlsruhe, am STEIM Amsterdam und an den Stockhausen Sommer Kursen Kürten teil und war Teilnehmerin der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt. Ihre Kompositionen wurden u.a. aufgeführt von Ensemble Resonanz Hamburg, Ensemble Mosaik Berlin, hand werk Köln, Meitar Ensemble Tel Aviv, Hashtag Ensemble Warschau, oenm – Österreichisches Ensemble für Neue Musik Salzburg, Ensemble New Babylon Bremen, dem Synthesizer-Trio Lange/Berweck/Lorenz Berlin, dem GROW Quartett Frankfurt sowie dem Isenburg Quartett aus Offenbach am Main. Mihály war als Komponistin u.a. zu Gast beim Heroines of Sound Festival Berlin, dem Künstler*innenhaus Mousonturm, Hellerau –Europäisches Zentrum der Künste Dresden, SIGNALE Graz, Taschenopern Festival Salzburg, TEMPO REALE Florenz, Akademie der Künste Berlin, SPOR Festival Århus, NTU CCA Centre for Contemporary Arts Singapore, sowie als Interpretin u.a. bei der Biennale Musica di Venezia, der Ruhrtriennale, bei Theater der Welt (2017) in Hamburg und in der Suntory Hall Tokyo. 2019 erhielt Julia Mihály das Progetto Positano Stipendium der Ernst von Siemens Musikstiftung und war außerdem mehrfache Preisträgerin der Stockhausen Kurse für Musik und Stipendiatin der Kunststiftung NRW. Julia Mihály unterrichtet am Studio für Elektronische Musik und Akustik (SELMA) an der HfMDK Frankfurt. Sie lebt mit ihrer Familie in Frankfurt am Main.
http://www.juliamihaly.net